Hochbegabung im Kindergarten
Frühe Hochbegabung erkennen – aber wie?
Nicht jedes Kind, das früh spricht oder gerne zählt, ist automatisch hochbegabt. Und Hochbegabung zeigt sich im Kindergartenalter oft anders, als man erwartet: nicht immer durch „Leistung“, sondern durch eine besondere Art, die Welt wahrzunehmen.
Vielleicht kennen Sie ein Kind, das…
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unermüdlich fragt: „Warum ist das so?“ – und wirklich tiefer verstehen will.
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in Rollenspielen komplexe Szenarien entwickelt, mit erstaunlicher Logik.
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bei einfachen Aufgaben schnell das Interesse verliert – nicht aus Trotz, sondern aus Unterforderung.
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sich für ein Thema über Wochen intensiv begeistert – z. B. das Weltall, Vulkane oder die Dinosaurier.
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sehr empfindsam reagiert auf laute Geräusche, Ungerechtigkeit oder die Gefühle anderer.
Diese Kinder fallen auf – manchmal durch ihre Klugheit, manchmal durch Rückzug oder „Unruhe“.
Sie fordern uns nicht, weil sie „zu viel“ sind, sondern weil sie anders sind.
Und genau hier beginnt die Chance: im genauen Hinsehen, im achtsamen Wahrnehmen.
Begleitung statt Beschleunigung: Was hilft wirklich?
Hochbegabte Kinder im Kindergarten brauchen keine „Sonderbehandlung“. Sie brauchen Räume, in denen ihre Denkfreude, ihre Tiefe und ihre Sensibilität Platz haben.
Was das konkret bedeuten kann:
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Vielfältige Impulse im Alltag: zum Forschen, Kombinieren, Hinterfragen
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Zeit für Gespräche – auch über „ungewöhnliche“ Themen, die vielleicht gar nicht im Wochenplan stehen
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Verständnis für Langeweile bei Wiederholungen – sie ist oft ein Zeichen von Unterforderung, nicht von Desinteresse
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Offenheit für untypische Verhaltensweisen – hinter „schwierigen“ Reaktionen stecken manchmal unerfüllte Bedürfnisse
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Raum für Selbstbestimmung: Wenn ein Kind seinen eigenen Weg zum Ziel findet, stärkt das nicht nur den Verstand, sondern auch das Selbstvertrauen
Besonders hilfreich ist es, wenn sich Kolleg*innen austauschen, Beobachtungen teilen und auch Unsicherheiten offen benennen dürfen. Denn: Hochbegabung zeigt sich nicht immer laut – manchmal leise, sensibel, vorsichtig.
Weniger das Etikett „hochbegabt“, sondern die Haltung dahinter:
Ein echtes Interesse am Kind, seinem Denken, seinem Fühlen – und die Bereitschaft, bekannte Wege auch mal zu verlassen, wenn das Kind es braucht.